Donnerstag, 15. März 2018

Spracharmut gibt es nicht, schon alleine wegen der Genderei

Im Druckorgan der BhW [Bildung hat Wert], DER niederösterreichischen Bildungsinitiative, lese ich in der jüngsten Ausgabe ein Interview mit der Chefredakteurin des "Österreichischen Wörterbuchs", Christiane Pabst. Die Langfassung kann man in der Internetseite von BhW nachlesen:

Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs im BhW Interview

Obwohl sie vollmundig behauptet, dass Sprache NIE ärmer werde, lese ich ein paar Absätze weiter hinsichtlich der Sprachförderung Jugendlicher, dass man über Musik den Zugang erleichtern und fördern könne. "Wenn man das ein bisschen forciert, dann kämen die Jugendlichen wieder vermehrt zur Sprache." [Trotz Grammatikfehler versteht man die Implikation, dass sie weg sind.] "Ich glaube, diese Spracharmut hängt damit zusammen, dass die Verlage Kurzformen nicht mehr gerne drucken." [Also doch Spracharmut, aber nur eine partielle, bedingte, weil die geschäftstüchtigen Verlage nicht ausreichend Kurzgeschichten publizieren.So einfach ist die komplexe Welt!]

Leider ist die kurze Kolumne auf der letzten Seite von Mella Waldstein, "Landeinwärts: Genderei" online nicht abrufbar. Ich empfehle einen Blick ins Heft.
Zuerst dachte ich, es handele sich bei dem holprig verfassten Text ["Wie reihe ich, dass ich nicht diskriminiere?] um eine Satire. Aber nein, der Frau geht's um die Sache. Zur Einleitung bekennt sie, sie habe unlängst den Satz geschrieben, "Ich bin beinahe ein Profi", dann habe aber die Gender-Glocke geschrillt und sie habe nachgedacht , ob es korrekt nicht "Profin" oder "Profa" heißen müsse, um schlussendlich zur endgültigen, korrekten Formulierung zu finden "Ich bin eine Profin".

Jetzt fügt sie eine entwaffnende, zugleich demaskierende, peinliche ideologische Erklärung hinzu, die den negativen, nicht reflektierten Aspekt vordergründiger "Genderei" ausdrückt.

 "... vielleicht haben Sie bemerkt, dass ich nun das Wort "beinahe" weggelassen habe, denn das ist anerzogene weibliche Bescheidenheit, die in der Geschlechtergerechtigkeit nichts verloren hat.".

Was, wenn jemand aber so reif und reflektiert ist, dass sie andere als vorgeblich anerzogene Gründe findet, sich selbst als "beinahe" Profin auszuweisen? Eine Aussage zum Sachverhalt wird, schwupp-di-wupp, in eine ideologisch bedingte Bescheidenheitsformel konvertiert, die ein Ausweis der Geschlechterunterdrückung und Ungerechetigkeit ist. Also ist sie nun Profin, vor allem, weil sie nicht falsch bescheiden ist. Aber das hätte die liebe Frau auch in verdächtiger Altsprache ausdrücken können, und jede hätte sie verstanden: "Ich bin ein Profi." Offensichtlich ist sie es nicht.

Übrigens findet sich in der Internetseite auch ein Interview mit Konrad Paul Liessmann zu seinem jüngsten Buch "Bildung als Provokation". Ganz unbekannt kann den Redakteurinnen und Zuarbeiterinnen dieser gut organisierten Bildungseinrichtung also die Existenz andersartiger oder gar fremdartiger Bildungsgedanken nicht sein, auch wenn ihre genderorientierte Sprache und der modische, überaus hohe Anteil an Anglizismen eher für eine stark an- und eingepasste Gleichförmigkeit vermeintlicher Modernität steht.

BhW präsentiert Bestsellerautor Liessmann

Haimo L. Handl



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