Samstag, 2. September 2017

Dann lastete die Erinnerung



Die Freiheit des Denkens wurde zum Ballast. Er wusste nicht, wie wohin weiterdenken. Er dachte nicht. Zumindest nicht willentlich. Es dachte. Es schien ihm, er könnte nicht selbständig Gedanken bilden. Er wollte denken, wie er bestimmte, dass sein Finger sich bewege, seine Hand, sein Arm. Für das Denken fehlte ihm der „Muskel“, den er hätte reizen müssen, dass er einen Gedanken schuf, ihn auf- und fortnahm, weiterentwickelte und im Denken gleichzeitig wandelte, aber immer nach seinem Wollen. Es verblieb ihm nur noch die Möglichkeit, das, was sich ohne sein willentliches Zutun als Denken zeigte, als seines anzusehen, weil es ja in ihm, in seinem Gehirn sich vollzog. Aber er wusste, dass es nicht seines war, dass es zwar seines war, als physikalisches Ereignis, aber nicht von der Intention, dem Willen. Zwischen ihm als Selbst und dem Denken hatte sich etwas geschoben.

Haimo L. Handl
(aus einem Geschichtsentwurf)

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