Samstag, 2. August 2014

Studie der Hochschule Osnabrück zeigt, womit Deutschland bei chinesischen Touristen punkten kann

24 Studierende des Bachelor-Studiengangs Öffentliches Management der Hochschule Osnabrück haben fünf deutsche Städte auf ihre Attraktivität und ihre Marketing-Potenziale für Besucherinnen und Besucher aus dem Reich der Mitte überprüft. Wolfsburg, Münster, Dresden, Magdeburg und Mainz können unter anderem mit der Nähe zu großen Flughäfen, Shoppingmöglichkeiten sowie mit Weingütern und Natur im Umland punkten.

(Osnabrück, 1. August 2014) Die Zahl der chinesischen Touristen wächst stetig. 2011 überholten die Chinesen Deutsche und Amerikaner als „Reiseweltmeister“.  Seit 2012 reisen regelmäßig mehr als 80 Millionen Chinesen pro Jahr ins Ausland – nun auch vermehrt nach Europa. Wie können sich deutsche Städte auf diese Zielgruppe vorbereiten und wie „China- Ready" sind sie bereits?

Genau das hat Dr. Rainer Lisowski, Vertreter der Professur für öffentliche Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing an der Hochschule Osnabrück, mit 24 Studierenden untersucht. Beim Stadtmarketingprojekt "China-Readiness deutscher Städte" haben sie fünf deutsche Städte aus unterschiedlichen Bundesländern miteinander verglichen. Das Thema stößt auf großes Interesse: „Rund 15 mittelgroße Städte aus ganz Deutschland haben Ihre Teilnahmebereitschaft signalisiert“, so Lisowski. Entschieden hat sich das Team für Wolfsburg, Münster, Dresden, Magdeburg und Mainz.

Die Studierenden haben als erstes ihre Kernzielgruppe, die sogenannten ‚New Chinese Tourists‘ (NCTs), definiert und mithilfe einer Datenbank des China Outbound Tourism Research Institutes (COTRI) das Reiseverhalten und die Ansprüche dieser Gruppe herausgearbeitet. Außerdem stand ihnen der chinesische Student Xin Deng, der ein Auslandssemester an der Hochschule Osnabrück absolviert hat, bei Fragen zu seinem Heimatland zur Seite.

„Die NCTs sind zwischen 25 und 40 Jahren jung, verbinden oftmals Geschäftsreisen mit privaten Städtetrips, sprechen Fremdsprachen, möchten sich auf Reisen weiterbilden und sind zahlungskräftig“, erläutert Gottfried Schwarz, Student des Öffentlichen Managements. Kommilitonin Christina Kossen ergänzt: „Wichtig für diese Zielgruppe sind beispielsweise eine nahe Anbindung an einen internationalen Flughafen.
Auch Messestädte in der Umgebung sind Pluspunkte, da unsere Zielgruppe so ideal das geschäftliche mit dem privaten Reisen verbinden kann. Auch die Nähe zur Natur oder gute Einkaufsmöglichkeiten sind Pluspunkte.“

Durch Internetrecherche sowie einer Vorortbegehung hat die Gruppe um Lisowski die fünf Städte auf diese und weitere Ansprüche hin untersucht.
Zudem haben die Studierenden Interviews mit Experten der Tourismusbüros und mit Städtevertretern geführt.

„Mainz ist bereits auf einem guten Weg. So bietet die Stadt ihre Internetseite neben Englisch sogar auf Chinesisch an. Sie kann ihr Potenzial aber noch ausbauen“, meint Schwarz. Die Empfehlung der
Studierenden: Die Stadt sollte die Nähe zur Messestadt Frankfurt mit dem internationalen Flughafen noch stärker nutzen und sich als ‚romantische Alternative‘ zu Frankfurt präsentieren. „Wir haben beispielsweise entdeckt, dass es dort ein Weingut mit einer chinesischen Winzerin gibt.
Da bietet sich eine Tour zu diesem Weingut doch gut an“, fügt Kossen hinzu.

Noch besser vorbereitet auf Touristen aus Asien ist Dresden. Die Landeshauptstadt Sachsens hat beim Ranking der Hochschule den ersten Platz belegt. „Dresden hat die Bedürfnisse der Zielgruppe bereits gut im Blick und verkauft den Charme der Stadt mit der einmaligen Silhouette am Fluss mit Emotionen. Die Stadt vermarktet sich zudem mit hochwertigen Broschüren auf Chinesisch“, berichtet die Studentin.

Die Gruppe hat aber auch gemerkt, dass einige Städte, wie beispielsweise Münster oder Magdeburg, das Thema noch gar nicht in den Blick genommen haben. Diese Städte hätten noch keine Strategie für diese Zielgruppe und müssten sich zunächst grundsätzlich entscheiden, ob die chinesischen Touristen in Zukunft gewonnen werden sollen.

Wolfsburg hingegen war für die Gruppe ein Überraschungskandidat: „Die Autostadt hat bereits eine gute Strategie und wir haben vor Ort auch einige chinesische Touristen angetroffen. Die Stadt könnte die NCTs jedoch noch stärker durch die grüne Oase des Allerparks und ein nahegelegenes Designer-Outlet sowie die Nähe zum Flughafen Berlin anlocken“, so die Studierenden.

Dozent Lisowski ist sehr zufrieden mit dem Projektverlauf und resümiert die Ergebnisse: „Die Untersuchung zeigt, dass viele mittelgroße deutsche Städte durchaus attraktiv für chinesische Touristen sind, ihre Potenziale aber oftmals unterschätzen.“ Und auch die Studierenden können viel aus dem Praxisprojekt mitnehmen. „Ich fand es sehr spannend an einem Thema zu arbeiten, das noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde. Aber noch wichtiger ist, dass unsere Ergebnisse auch in der Praxis Relevanz haben und für die Städte wirklich nützlich sein können, um mehr chinesische Touristen zu gewinnen“, so Schwarz.

Zu dem Stadtmarketingprojekt ist auch ein Film von den Studierenden erstellt worden. Dieser ist hier abrufbar.

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