Montag, 11. April 2011

Wörtlich: zurückschlagen

Zurückschlagen wird als Verteidigung, als Wehr (Abwehr, Notwehr) verstanden. Das Zurückschlagen bedingt ein Schlagen, dem erwidert wird.
Dieses Schlagen ist negativ, anders als die Schlagzeile, das Schlagwort oder der Schlager. Ein Schlagersänger, auch wenn er übel singt, ist kein Schläger, und würden Schlagwort und Schlagzeilen schlagen, wäre das vielleicht ein Fortschritt. Dem ist aber nicht so.
Ein Werbeslogan in Österreich lautete "Die Au schlägt zurück". Das war vor dem furchtbaren Erdbeben in Japan im März 2011. Da hätte man vielleicht von einer Natur reden können, die zurückschlägt, wiewohl diese Konzepte eine untaugliche Personifizierung der Natur als intendierender Kraft bedeuten. Die Natur hat keine Intentionen, kennt keine Werte und Moral, ist nie böse, ungerecht, gut oder schlecht.
Die metaphorische Zuschreibung, die Natur "schlage zurück" ist primitiv, wenn auch verständlich, wenn man mit solchen Eruptionen konfrontiert wird.
Noch extrtemer pervertiert sich das Sprachverständnis, wenn die Stärke der Natur eigentlich positiv hervorgehoben werden soll und das dann im Satz "Die Au schlägt zurück" ausgedrückt wird. Unwillkürlich assoziert der, der die Sprache kennt, Negatives. Aber die Au, um die Umweltschützer stritten, ist ein positives Konzept. Plötzlich verbinden es Werbefachleute mit einem Negativum. Wer soll da noch Freude an der Au haben, wenn sie zurückschlägt? Wen schlägt sie weshalb und wie? Weil sie wächst und gedeiht? Weil Werbefirmen Aufträge erhalten? Weil bestimmte Umweltorganisationen ihre Klientel damit bedienen und bei der Stange halten?
Ein Blitz schlägt ein, verbrennt, tötet vielleicht. Eine Lawine donnert zu Tal, begräbt unter sich, was im Weg steht. Bergrutsche, Muren, Hochwasser, Tsunami, Erdbeben. Alles Ereignisse, die als negativ gewaltsame, wie eine Gewalttat erlebt oder gesehen werden können. Aber eine Au? – Eine perverse Verdrehung von Ängsten. Kontraproduktiv. (Das kommt davon, wenn man Werbefritzen das Denken und Handeln überlässt.)

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