Freitag, 10. Mai 2013

Doreen Daume gestorben

Doreen Daume, am 20. Juli 1957 in Dortmund geboren, verstarb in Wien am 2. Mai 2013; sie hatte sich als Übersetzerin aus dem Polnischen einen Namen gemacht. Nach Wien war sie in den Achtzigerjahren wegen eines Musikstudiums gekommen. Sie studierte dann Polnisch und Englisch an der Universität Wien und begann seit 1999 polnische Literatur zu übersetzen, Lyrik und Prosa.

Ihre Arbeiten umfassen Werke von Czesław Miłosz, Wlodzimierz Kowalewski, Mariusz Grzebalski, Janusz Rudnicki, Piotr Sommer, Wlodzimierz Kowalewski, Marek Krajewski, Ewa Lipska, Andrzej Kopacki, Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki, Bruno Schulz. Die Übersetzung «Die Zimtläden» von Bruno Schulz erregte bewundernde Aufmerksamkeit und wurde besonders gelobt. Daume erhielt etliche Übersetzerstipendien und Preise, unter anderem den Österreichischen Staatspreis für Literaturübersetzung (2008).

Doreen Daume war eine sprachsensible Person, die es sich nicht leicht machte. Sie tauchte ein in die Sprachen, ihre deutsche Muttersprache und ins Polnische, das sie erlernt hatte. Ihre Übertragungen öffnen weite Felder und Sichten.

Es war 2002, als sie mir zum Geburtstag das Buch «Graffiti» von Mariusz Grzebalski schenkte, das sie übersetzt hatte (Edition Korrespondenzen, Wien). Gleich das erste Gedicht, «Tod», wirkt wie ein Paukenschlag. Heute, nach dem frühen Tod von Doreen Daume, ist es dieses Gedicht, das ich beklommen wiederlese, als ob es durch «die Umstände» eine zusätzliche Bedeutung erlangte, die ich vorher nicht so direkt ins Auge gefasst hatte: «Einmal wird er auch hierher kommen, in dieses Haus», beginnt es, und schließt mit dem lapidaren Satz «Und nichts mehr wird sein.»

Doreen Daume ist nicht mehr. Aber ihre Übersetzungen sind. Sie dauern und leben weiter.



Mariusz Grzebalski

Tod

Einmal wird er auch hierher kommen, in dieses Haus,
wo die Wände frisch geweißt sind,
und wo hinter der schläfrigen Tür
die junge Frau mit ihrem harten Körper
das Kleid zerknittert.

Wo ihre Berührung und ihre zärtlichen Gesten sind.
Und wo der Engel des Lachens an der Wand
noch so schwach ist. Wo
das unerträgliche Insekt der Frauenlippen
in einem fort die Flügel hebt.

Einmal wird er erscheinen, mit leerem Gesicht,
mit einem Band schwarzer Lippen
um den Kopf. Ich werde
in den Schnee hinauslaufen, ein schweigender Baum
mit sich überstürzenden Beinen.

Und nichts mehr wird sein.



Śmierć

Kiedyś przyjdzie i tutaj, do tego domu,
gdzie ściany świeżo bielone,
a za sennymi drzwiami
młoda kobieta twardym ciałem
rozgniata suknie.

Gdzie jej dotyk i czułe gesty.
I anioł śmiechu na ścianie
jeszcze wątły. Gdzie
nieznośny owad ust kobiecych
podnosi wciąż skrzydła.

Kiedyś się zjawi, z twarzą pustą,
z otokiem czarnych ust
dookoła głowy. Ja
na śnieg wybiegnę, milczące drzewo
na rwących się nogach.

I nic już nie będzie.


Aus: Mariusz Grzebalski: Graffiti. Gedichte. Aus dem Polnischen von Doreen Daume. Mit einem Nachwort von Alfred Kolleritsch. Edition Korrespondenzen, Wien 2001, ISBN 3-902113-80-1

Mit Dank für die Abdruckerlaubnis des Verlags Edition Korrespondenzen für das Gedicht in Originalversion und Übersetzung.

 Abbildung aus Wikipedia (Foto Marek Wilczynski, 2009)

 
Haimo L. Handl

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