Dienstag, 15. Mai 2012

Der Krieg war sein Leben

Zweifacher Pulitzerpreisträger Horst Faas stirbt im Alter von 79 Jahren
Neue Zürcher Zeitung, 14.5.2012

Bezeichnender Titel: Der Krieg war sein Leben. Das heißt, ohne Krieg hätte er nicht leben können. Jetzt starb er. Prost.

Was ist das für ein Leben, das den Krieg in den Mittelpunkt stellt, aus ihm Lebensenergie schöpft? Stimmt die "Schlag"zeile überhaupt?

Im Artikel heißt es: "Ein Leben lang wurde der gebürtige Berliner vom Krieg verfolgt – und umgekehrt versuchte er, das Leiden in den Konfliktgebieten bildlich darzustellen."

In unseren kriegerischen Zeiten mangelt es nicht an Bildern und Worten über die Kriege. Eher am politischen Verständnis an den Kriegspolitiken und den Kriegen. Meist "brechen sie aus", wie Naturgewalten. Solche Sichten, auch wenn sie noch so direkt und drastisch abbilden, verdecken gerade dadurch Hintergründe, denn Kriege sind keine Naturgewalten, die aus- und einbrechen, wie Gewitter, sondern geplante Konstrukte, gewalttätige Aktionen.

Der Vorwurf geht nicht an den Kriegsreporter persönlich. Wie die Bilder aufgenommen werden, hängt zum Wenigsten vom Fotografen ab. Offensichtlich schockieren gewisse Bilder immer noch. Aber nach einiger Zeit werden sie zu gehandelten, gepriesenen Ikonen. Der Krieg lässt sich davon nicht stören – und die meisten Konsumenten auch nicht.

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