Montag, 11. April 2011

Lit als Twit

Medien bestimmen als Form oft Inhalte. Das Telefon wirkte auf das Sprechen und Gesprächsverhalten ein, die Telegrafie erzeugte einen eigenen Telegrammstil. E-mails prägten das Schreibverhalten ebenso, wie später Twitter, das mit dem extrem begrenzten Platz zum Kurzschreib zwingt.

Die Reduktion kommt den meisten gelegen. Alles Wichtige lässt sich kurz sagen. Basta. Es ist wie mit der AKÜSPA, der Abkürzungssprache, die schon die Nazis pflegten: keine weitere Ausführung, Fokussieren auf das Nötigste. Kurz und bündig. Das haben die modernen Kommunikationsformen übernommen und ausgebaut, verfeinert. Die starke Stereotypisierung, die unabdingbare Klischierung, ist äußerst ökonomisch: spart Energie, Zeit und Platz. Steigert die Gesschwindigkeit.

Es ist auch eine Art Demokratisierung: Endlich können auch jene zu Wort kommen, die wenig oder nichts zu sagen haben, dies aber in ihrer Kurzsprech erfolgreich tun. Hohe Geschwindigkeit im Verbund mit Simplizität erobert die Welt.

Alles Ausgefeilte, Komplexe, Dichte und dergleichen ist Ballast, ist umständlich und unnötig. Bald wird es TWITLIT geben, Literatur in Kürzestform für Kurzdenker und Kurzleser, den Einfachmenschen. Das wird noch simpler sein, als die eindimensionale Welt des eindimensionalen Menschen (Herbert Marcuse) gewesen ist.

Dank der Beschleunigung rast der Fortschritt.

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